KI im Personalwesen: Potenziale und Grenzen von ChatGPT im HR-Einsatz
Einführung
Die fortschreitende Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in verschiedenen Bereichen des Arbeitsmarktes werfen immer wieder die Frage auf, ob und inwiefern solche Technologien menschliche Arbeitskräfte ersetzen können. Besonders im Bereich Human Resources (HR) wird diese Frage intensiv diskutiert. Kann ein intelligenter Chatbot wie ChatGPT, entwickelt von OpenAI, die Aufgaben einer gesamten Personalabteilung übernehmen? Ein kürzlich durchgeführtes Experiment einer Personalberatung hat versucht, diese Frage zu beantworten.
Der Hintergrund des Experiments
Die HR-Expertin Susan Anderson, Abteilungsleiterin bei Mitratech, einem Anbieter von Compliance-Technologie für Rechts-, Risiko- und HR-Teams, hat zusammen mit ihrem Team ein sechswöchiges Experiment gestartet, um die Fähigkeiten von ChatGPT im HR-Bereich zu testen. „Ich wollte herausfinden, ob KI die komplexen und oft sensiblen Themen des Personalwesens, von der Einhaltung gesetzlicher Vorschriften bis hin zu Mitarbeiterbeziehungen, bewältigen kann“, erklärt Anderson.
Phase 1: Regelkonforme Entscheidungen
In der ersten Phase des Experiments wurden die ChatGPT-Versionen 3.0, 3.5 und 4.0 hinsichtlich ihrer Fähigkeit, gesetzeskonforme Entscheidungen in vier klar geregelten Bereichen zu treffen, getestet. Diese Bereiche umfassten Gehaltstransparenz, Kündigungsrichtlinien, Urlaubsregelungen und weitere HR-relevante Themen. Die Ergebnisse der ChatGPT-Modelle wurden auf „Genauigkeit, Relevanz, Konsistenz, Kürze, Verzerrung und Anwendbarkeit“ untersucht.
Die älteste Version, GPT-3, konnte oft nicht die nötigen Details und Nuancen liefern, während GPT-4 einen deutlichen Leistungssprung zeigte. „Vor allem GPT-4 bearbeitete alle zehn Fragen in unseren Bewertungskategorien mit einer deutlichen Zunahme an Genauigkeit und Relevanz“, berichtet Anderson.
Phase 2: Costum ChatGPT als Unterstützung
Trotz der Fortschritte konnte ChatGPT in der ersten Phase noch keinen vollwertigen Ersatz für menschliche Entscheidungen bieten. Aus diesem Grund entwickelte das Team in der zweiten Phase einen spezialisierten Costum GPT, der die Mitratech-Berater:innen beim Bearbeiten von Anfragen unterstützen sollte. Dieser angepasste Chatbot wurde drei Wochen im Betrieb getestet. Die Beschäftigten bewerteten die Antworten der KI und gaben wöchentliches Feedback.
„Die Ergebnisse dieser Phase fielen überraschend positiv aus. Während die Effizienz leicht abnahm, verbesserte sich die Qualität der Antworten aus unserem benutzerdefinierten ChatGPT während des Testzeitraums erheblich“, resümiert Anderson. Auch das Kundenfeedback war überwältigend positiv.
Ein gemischtes Fazit
Andersons Gesamtfazit fiel positiv aus, auch wenn sie betont, dass die menschliche Komponente im HR-Bereich weiterhin unersetzlich ist. „Die Zukunft des Personalwesens besteht nicht darin, zwischen KI und Menschen zu wählen, sondern beide zu integrieren, um die besten Ergebnisse für unsere Organisationen und Teams zu erzielen“, sagt sie.
Der rechtliche Rahmen und ethische Überlegungen
Der Einsatz von KI im Personalwesen bringt jedoch auch rechtliche und ethische Herausforderungen mit sich. Datenschutz und die Vermeidung von Diskriminierung sind zentrale Themen. KI-Modelle müssen verantwortungsvoll eingesetzt werden, um sicherzustellen, dass die Rechte und die Privatsphäre der Bewerber und Mitarbeiter gewahrt bleiben. Dies erfordert eine kontinuierliche Überwachung und Anpassung der Systeme.
Die Zukunft von KI im HR-Bereich
Die Entwicklung und der Einsatz von KI im HR-Bereich stehen noch am Anfang. Es ist jedoch absehbar, dass diese Technologien in Zukunft eine immer größere Rolle spielen werden. Von der Automatisierung administrativer Aufgaben über die Unterstützung im Recruiting bis hin zur Analyse von Mitarbeiterdaten: KI bietet großes Potenzial, die Effizienz und Effektivität von HR-Abteilungen zu steigern.
Dennoch bleibt die menschliche Intuition und Erfahrung in vielen Bereichen unersetzlich. Die Herausforderung besteht darin, eine sinnvolle und ethisch vertretbare Integration von KI in die HR-Prozesse zu finden, die sowohl den Unternehmen als auch den Mitarbeitern zugutekommt.
Fazit
Das Experiment von Susan Anderson und ihrem Team zeigt, dass KI wie ChatGPT eine wertvolle Unterstützung im HR-Bereich sein kann, jedoch noch nicht in der Lage ist, die menschliche Arbeitskraft vollständig zu ersetzen. Die Zukunft des Personalwesens wird wahrscheinlich eine Kombination aus menschlichem Know-how und technologischer Unterstützung sein, um die besten Ergebnisse zu erzielen.
Bibliographie
- https://www.hrworks.de/news/kuenstliche-intelligenz-im-personalwesen/
- https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2024-07/62676220-hr-meets-ki-kann-chatgpt-eine-personalabteilung-ersetzen-diese-personalberatung-hat-es-getestet-397.htm
- https://www.mind-verse.de/news/ki-in-der-personalverwaltung-chatgpt-potenziale-grenzen
- https://www.shiftbase.com/de/blog/chatgpt-im-hr
- https://www.haufe.de/personal/hr-management/welche-chancen-kuenstliche-intelligenz-fuer-hr-bietet_80_615354.html
- https://www.hr-heute.com/magazin/chatgpt-ist-der-anfang-wieso-ki-fuer-hr-relevant-ist
- https://www.tivian.com/de/ai-und-hr/
- https://www.personalwirtschaft.de/news/hr-organisation/chatgpt-unwahrscheinlich-dass-personaler-komplett-ersetzt-werden-155357/
- https://www.veda.net/wie-chat-gpt-hr-bei-den-taeglichen-aufgaben-unterstuetzen-kann/