KI-Sprachmodelle und die Herausforderung der Mathematik: Die Rolle der Tokenisierung
KI-Systeme haben in den letzten Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht, insbesondere im Bereich der Sprachverarbeitung. Trotzdem stoßen sie immer wieder auf Schwierigkeiten bei scheinbar einfachen mathematischen Aufgaben. Ein wichtiger Faktor für diese Schwäche liegt in der Art und Weise, wie Textdaten von KI-Modellen verarbeitet werden, nämlich durch Tokenisierung.
Was ist Tokenisierung?
Die Tokenisierung ist ein grundlegender Schritt in der Verarbeitung von Textdaten durch KI-Modelle. Dabei wird der Text in kleinere Einheiten, sogenannte Tokens, zerlegt. Diese Tokens können einzelne Wörter, Wortteile, Satzzeichen oder sogar einzelne Buchstaben sein. Die gängigste Methode zur Tokenisierung ist Byte Pair Encoding (BPE). BPE kombiniert häufig vorkommende Zeichenfolgen zu einzelnen Tokens, um die Daten effizient zu komprimieren.
Wie beeinflusst die Tokenisierung mathematische Berechnungen?
Die Tokenisierung kann die mathematischen Fähigkeiten von KI-Modellen auf verschiedene Weisen beeinträchtigen. Da Tokenizer in der Regel keine Zahlen als solche erkennen, können sie die Beziehungen zwischen Ziffern verändern. Beispielsweise könnte die Zahl "380" als ein einzelnes Token behandelt werden, während "381" in die Tokens "38" und "1" zerlegt wird. Dadurch geht die mathematische Bedeutung der Zahlenfolge verloren.
Ein weiteres Problem entsteht durch die statistische Natur von KI-Modellen. Sie lernen Muster aus den Trainingsdaten und sagen das nächste Token basierend auf der Wahrscheinlichkeit seines Auftretens vorher. Bei mathematischen Aufgaben, die eine präzise Berechnung erfordern, kann diese statistische Herangehensweise zu Fehlern führen.
Beispiele für mathematische Schwierigkeiten von KI-Modellen
Studien haben gezeigt, dass selbst fortschrittliche Sprachmodelle wie GPT-4o Schwierigkeiten mit einfachen Rechenaufgaben haben. Die Genauigkeit der Berechnungen variiert stark je nach Tokenisierungsmethode. Wenn zusammenhängende Buchstaben zu einem Token zusammengefasst werden, ist die Leistung oft schlechter als ohne die Anwendung von "Chain-of-Thought" (CoT), einer Methode zur Verbesserung des logischen Denkens von KI-Modellen.
Lösungsansätze und zukünftige Entwicklungen
Eine Möglichkeit, die mathematischen Fähigkeiten von KI-Modellen zu verbessern, besteht darin, die Tokenisierung zu optimieren. Alternativ könnte man ganz auf Tokenizer verzichten. Meta beispielsweise hat mit MegaByte eine Methode entwickelt, die Text, Bilder und Audio auf Byte-Ebene verarbeitet, ohne Tokenisierung. Erste Tests mit kleineren Modellen zeigen vielversprechende Ergebnisse.
Die Forschung im Bereich der KI arbeitet kontinuierlich an der Verbesserung der mathematischen Fähigkeiten von Sprachmodellen. Durch die Weiterentwicklung von Algorithmen und Trainingsmethoden ist zu erwarten, dass KI-Systeme in Zukunft auch komplexere mathematische Aufgaben zuverlässig lösen können.
Bibliographie:
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- https://www.reddit.com/r/learnmachinelearning/comments/18ck15r/why_cant_ai_models_do_complex_math/
- https://www.forbes.com/sites/ronshevlin/2024/10/14/apple-says-generative-ai-isnt-good-at-math/
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- https://techcrunch.com/2024/10/02/why-is-chatgpt-so-bad-at-math/
- https://arxiv.org/pdf/2402.14903
- https://blog.miguelgrinberg.com/post/how-llms-work-explained-without-math