Während sich viele KI-Unternehmen im Vorfeld der US-Präsidentschaftswahlen 2024 mit der Bereitstellung von wahlbezogenen Informationen zurückhielten, beschritt die KI-Suchmaschine Perplexity einen anderen Weg. Das Unternehmen präsentierte seinen "Election Information Hub" als zentrale Anlaufstelle für Wähler, um sich über Kandidaten, Wahlprogramme und Wahllokale zu informieren und die Wahlergebnisse in Echtzeit zu verfolgen. Dieser Schritt erfolgte trotz der Kontroversen um Perplexity, die im Zusammenhang mit Urheberrechtsverletzungen und aggressiven Webscraping-Praktiken stehen.
Perplexity versprach, "einen zentralen Zugangspunkt für das Verständnis wichtiger Themen, intelligentes Wählen und die Verfolgung von Wahlergebnissen" zu bieten. Aravind Srinivas, CEO von Perplexity, betonte die Einzigartigkeit seines Angebots in den sozialen Medien. Das Unternehmen, das sich derzeit in einer Finanzierungsrunde befindet, die eine Bewertung von 9 Milliarden US-Dollar erzielen könnte, setzte für die Umsetzung seines Wahl-Hubs auf eine Kombination aus KI-Zusammenfassungen und Daten von vertrauenswürdigen Quellen. Informationen zu Kandidaten, Wahlmaßnahmen und Wahllokalen wurden mithilfe von Daten von Democracy Works, einer Non-Profit-Organisation für Wählerinformationen, zusammengefasst. Die Live-Ergebnisse wurden über eine Partnerschaft mit Associated Press bereitgestellt, die solche Daten über eine API anbietet. Weitere Informationen stammten aus einer sorgfältig kuratierten Liste vertrauenswürdiger Quellen.
Die Entscheidung von Perplexity, KI-generierte Informationen für die Wahlberichterstattung einzusetzen, ist nicht unumstritten. Große Sprachmodelle neigen dazu, Fakten zu erfinden, wenn sie unsicher sind. Um diesem Problem zu begegnen, implementierte Perplexity strengere Sicherheitsvorkehrungen und setzte auf die oben genannten vertrauenswürdigen Datenquellen. Alon Yamin, Mitbegründer und CEO von Copyleaks, einem Unternehmen für Plagiatserkennung, begrüßte die zusätzlichen Sicherheitsmaßnahmen und die klaren Quellenangaben von Perplexity. Gleichzeitig betonte er aber auch, dass Fehler möglich seien und Nutzer die Informationsquellen weiterhin überprüfen müssten. "Nichts, was von KI erstellt wird, ist vollständig authentisch", so Yamin. "Die Hauptprobleme sind dieselben – Halluzinationen sind immer noch ein Problem, Informationen können teilweise korrekt sein und so weiter."
Im Gegensatz zu Perplexity verfolgten andere KI-Unternehmen einen vorsichtigeren Ansatz. OpenAI's ChatGPT Search lehnte es in Tests häufig ab, Informationen über die Wahlen bereitzustellen. Auch Google vermied KI-generierte Ergebnisse im Zusammenhang mit den Wahlen. Das Unternehmen hatte bereits im August angekündigt, den Einsatz von KI im Zusammenhang mit den Wahlen in der Suche und anderen Apps einzuschränken. Einige andere KI-Suchmaschinen-Startups, wie You.com, wählten ebenfalls einen anderen Weg und präsentierten eigene Wahl-Tools, die in Zusammenarbeit mit vertrauenswürdigen Datenanbietern entwickelt wurden.
Perplexitys offensives Vorgehen in der Websuche und der Informationsaufbereitung ist bereits in der Vergangenheit auf Kritik gestoßen. Das Unternehmen wurde beschuldigt, Inhalte von Nachrichtenseiten unerlaubt zu kopieren und Paywalls zu umgehen. Im Juni leitete Forbes rechtliche Schritte gegen Perplexity ein, nachdem das Unternehmen umfangreiche Details einer Forbes-Untersuchung zusammengefasst und mit Fußnoten versehen hatte. Im Oktober verklagte News Corp Perplexity wegen der unerlaubten Verwendung von Inhalten aus dem Wall Street Journal und der New York Post. Die Klage argumentiert, dass Perplexity gegen das Urheberrecht verstößt, da es teilweise Abschnitte von Nachrichten erfunden und deren Publikationen fälschlicherweise Wörter zugeschrieben hat.
Der Fall Perplexity wirft wichtige Fragen über den Einsatz von KI in der Berichterstattung auf, insbesondere im sensiblen Bereich der Wahlen. Die Gratwanderung zwischen der Bereitstellung schneller, umfassender Informationen und der Gewährleistung von Genauigkeit und der Einhaltung von Urheberrechten stellt eine Herausforderung dar, der sich KI-Unternehmen in Zukunft stellen müssen.
Bibliographie: - https://www.wired.com/story/perplexity-election-tracking/ - https://www.reddit.com/r/politics/comments/1gl4bru/perplexity_dove_into_realtime_election_tracking/ - https://www.wired.com/category/politics/global-elections/ - https://www.theverge.com/2024/11/3/24287157/perplexity-ai-election-voting-information-tracking-hub-us-presidential-election-2024-trump-harris - https://www.reddit.com/r/ArtificialInteligence/comments/1ggcqrt/google_launches_perplexity_rival_calls_it_learn/ - https://feedly.com/i/subscription/feed%2Fhttp%3A%2F%2Ffeeds.wired.com%2Fwired%2Findex - https://www.newsweek.com/inside-perplexity-ai-powered-election-tracker-how-it-works-1979541 - https://www.aspeninstitute.de/events/ - https://news.co.za/ - https://techcrunch.com/2024/11/01/perplexity-launches-an-elections-tracker/