Die Geschichte von OpenAI ist eng mit dem Namen Elon Musk verbunden, doch was als gemeinsame Vision begann, entwickelte sich zu einem erbitterten Konflikt. Neu veröffentlichte E-Mails aus Gerichtsdokumenten beleuchten die Hintergründe dieses Zerwürfnisses und zeichnen ein Bild von Machtkämpfen, gegensätzlichen Philosophien und der Furcht vor einer unkontrollierten künstlichen Intelligenz.
Im Jahr 2015 schlossen sich Elon Musk und Sam Altman zusammen, um OpenAI zu gründen. Angetrieben von der gemeinsamen Sorge, dass Unternehmen wie Google mit DeepMind eine Monopolstellung im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) erlangen könnten, verfolgten sie das Ziel, eine KI zum Wohle der Menschheit zu entwickeln. Die Organisation startete als Non-Profit-Unternehmen, um die Unabhängigkeit von finanziellen Interessen zu gewährleisten.
Doch schon früh zeigten sich Spannungen. Interne E-Mails dokumentieren Musks Besorgnis über DeepMinds Fortschritte und seinen "extremen mentalen Stress" angesichts deren "Ein-Geist-beherrscht-die-Welt-Philosophie". Gleichzeitig betonte Altman die Notwendigkeit, dass nicht nur Google die Entwicklung der KI vorantreibt.
Bereits 2016 traten erste Meinungsverschiedenheiten zwischen Musk und der OpenAI-Führung zutage. Im Zuge von Verhandlungen mit Microsoft über Rechenkapazitäten äußerte Musk seinen Unmut über die von Microsoft geforderte "Evangelisierung" der eigenen KI-Plattform. Er befürchtete, OpenAI könnte als "Marketing-Schlampe" von Microsoft wahrgenommen werden.
Die Situation eskalierte 2017, als die OpenAI-Führung um Ilya Sutskever und Greg Brockman Bedenken hinsichtlich Musks Machtanspruch äußerten. Musk, der die Position des CEO einer geplanten gewinnorientierten Tochtergesellschaft anstrebte, wurde vorgeworfen, die "absolute Kontrolle" über eine potenzielle künstliche Superintelligenz (AGI) anzustreben. Musk reagierte mit einem Ultimatum, das die Spannungen weiter verschärfte.
Gleichzeitig wurde auch Sam Altmans Streben nach der CEO-Position von Sutskever und Brockman hinterfragt. Sie äußerten Misstrauen gegenüber seinen Motiven und vermuteten politische Ambitionen hinter seinem Wunsch nach der Führungsrolle.
Anfang 2018 spitzte sich der Konflikt weiter zu. Musk kritisierte OpenAIs Strategie und schlug als letzten Ausweg eine Fusion mit Tesla vor. Nach der Ablehnung durch OpenAI trat Musk im Februar 2018 aus dem Vorstand zurück. Die offizielle Begründung lautete, Interessenkonflikte vermeiden zu wollen. Die internen E-Mails legen jedoch nahe, dass die Differenzen zwischen Musk und OpenAI weit tiefer lagen.
Die Gründung von xAI durch Musk im Jahr 2023 markiert den vorläufigen Höhepunkt der Auseinandersetzung. Mit seinem neuen Unternehmen will Musk OpenAI überflügeln und das "leistungsstärkste KI-Modell" entwickeln. Der Rechtsstreit zwischen Musk und OpenAI, aus dem die veröffentlichten E-Mails stammen, ist ein weiteres Kapitel in der Geschichte dieser Rivalität.
Der Konflikt zwischen Musk und OpenAI wirft grundlegende Fragen über die Zukunft der KI auf. Während Musk vor den Gefahren einer unkontrollierten AGI warnt und staatliche Regulierung fordert, setzt OpenAI auf einen Ansatz, der zwar Sicherheitsbedenken berücksichtigt, aber gleichzeitig die Entwicklung leistungsstarker KI-Modelle vorantreibt. Die Debatte über Offenheit versus Kontrolle, über Ethik und Fortschritt, wird die KI-Entwicklung in den kommenden Jahren maßgeblich prägen.
Quellen: - CourtListener - via LessWrong - Matthias Bastian, THE DECODER - Lakshmi Varanasi, Business Insider - Cade Metz, Karen Weise, Nico Grant und Mike Isaac, New York Times - Kylie Robison, The Verge - Shakeel Hashim, Transformer News - Maureen Dowd, Vanity Fair - OpenAI - Perplexity AI - Ronan Farrow, The New Yorker