Die chinesische KI-Szene sorgt erneut für Aufsehen. Diesmal steht Manus im Mittelpunkt, ein KI-Agent des Startups Monica, der komplexe Aufgaben von der Reiseplanung bis zur Finanzanalyse autonom bearbeiten soll. Manus hat in der westlichen KI-Welt für einen sogenannten „Deepseek-Moment“ gesorgt, ähnlich dem Überraschungserfolg des chinesischen Startups Deepseek, das mit westlichen KI-Entwicklungen gleichziehen konnte. Die frühen Demonstrationen des Systems sind beeindruckend, doch Manus befindet sich noch in einer limitierten Testphase und viele technische Details bleiben unter Verschluss.
Auf der Manus-Website werden die Fähigkeiten des Agenten anhand konkreter Beispiele präsentiert. Der Ablauf von der Anfrage bis zum Ergebnis wird detailliert dargestellt. Die Aufgaben reichen von der Erstellung von Reiseplänen bis hin zur Generierung von interaktiven Dashboards. Die Steuerung erfolgt über Texteingaben – Nutzer beschreiben ihr Anliegen in natürlicher Sprache, und Manus setzt diese Anweisungen um. So generierte das System beispielsweise auf Anfrage eine Analyse der Tesla-Aktie und veröffentlichte ein interaktives Dashboard unter einer öffentlich zugänglichen URL.
Yichao "Peak" Ji, Mitgründer und leitender Wissenschaftler von Monica, erklärt in einer Videopräsentation, dass Manus über die Möglichkeiten herkömmlicher Chatbots und Workflow-Systeme hinausgeht. Im Gegensatz zu Tools, die lediglich Vorschläge liefern, kann Manus Aktionen direkt über Webschnittstellen ausführen. Der Name Manus, abgeleitet von "Mens et Manus" (lateinisch für "Geist und Hand"), verdeutlicht diese Fähigkeit, webbasierte Aufgaben sowohl zu planen als auch auszuführen – ähnlich wie OpenAIs Operator und Anthropics Claude Computer Use.
Monica behauptet, Manus übertreffe OpenAIs Deep-Research-Funktion im GAIA-Benchmark, der KI-Agenten anhand praktischer Aufgaben bewertet. Unabhängige Überprüfungen dieser Leistungsangaben sind jedoch schwierig, da das Unternehmen bisher nur wenige Informationen über die zugrunde liegende Technologie preisgegeben hat.
Erste Tests zeigen, dass Manus in einem Standard- und einem Hochleistungsmodus arbeitet. Dies deutet auf ein ähnliches Schlussfolgerungsmodell wie bei OpenAIs Operator hin, der durch zusätzliche Rechenzeit die Ausgabequalität verbessert. Der Operator erreicht dies durch ein o3-Modell, das mittels Reinforcement Learning speziell für Webaufgaben feinabgestimmt wurde.
Ein X-Nutzer namens "Jian" entdeckte, dass Manus offenbar Claude Sonnet mit Zugriff auf 29 Tools und die Open-Source-Software Browser Use verwendet. Er fand dies heraus, indem er den Sandbox-Laufzeitcode von Manus AI anforderte. Manus' Chefwissenschaftler Yichao "Peak" Ji bestätigte die grundlegende Systemarchitektur und lieferte zusätzliche technische Details. Er erklärte, der Sandbox-Code sei nur leicht verschleiert und diene ausschließlich dem Empfang von Befehlen der KI-Agenten.
Ein besonderes Merkmal von Manus AI ist laut Ji das Multi-Agenten-System. Nutzer interagieren bei der Kommunikation mit der Plattform ausschließlich mit einem Executor-Agenten. Dieser Agent hat keinen Einblick in die Details des Wissensagenten, Planungsagenten oder anderer Komponenten. Diese Architektur hilft laut Ji, die Kontextlänge zu kontrollieren. Sie erklärt auch, warum Prompts, die durch Jailbreaking erlangt werden, typischerweise zu Halluzinationen führen, da der Executor-Agent nicht direkt auf das Wissen anderer Agenten zugreifen kann.
Obwohl im Ankündigungsvideo erwähnt wurde, dass Manus AI von "mehreren verschiedenen Modellen" angetrieben wird, stellte Ji klar, dass derzeit Claude 3.5 Sonnet v1 und verschiedene feinabgestimmte Qwen-Modelle verwendet werden. Das Team testet Sonnet 3.7, das laut Ji vielversprechend ist. Ji betonte auch, dass der Agent stark auf Open-Source-Technologien angewiesen ist und ohne Open Source nicht existieren würde. Manus AI plant, in naher Zukunft "einige gute Dinge" als Open Source zu veröffentlichen.
Vor der Entwicklung von Manus gründete Xiao Hong im Jahr 2022 Monica, eine Browser-Erweiterung, die mehrere Sprachmodelle für internationale Märkte integrierte. Das Startup sicherte sich die Unterstützung namhafter chinesischer Investoren wie ZhenFund und Tencent. Mitgründer Ji Yichao brachte seine Expertise aus der Gründung von Peak Labs und der Entwicklung der Magi-Suchmaschine ein.
Die unerwartet hohe Nachfrage führte laut South China Morning Post zu anfänglichen Einschränkungen, was Fragen zur tatsächlichen Leistungsfähigkeit des Systems aufwirft. Produktpartner Zhang Tao räumt ein, dass die Infrastruktur lediglich für Demonstrationszwecke ausgelegt war und die aktuelle Version "noch in den Kinderschuhen steckt".
Es bleiben Fragen zur Technologie hinter Manus. Obwohl das System wahrscheinlich auf bestehenden großen Sprachmodellen (LLMs) aufbaut, hat das Team nicht spezifiziert, welche verwendet werden. Ähnliche Fragen umgeben Deepseek, ein weiteres chinesisches KI-Unternehmen, das Berichten zufolge von OpenAI generierte Daten für das Training verwendet hat.
Das System ist derzeit als Web-Preview nur mit Einladung verfügbar. Teile der Technologie sollen später Open Source gestellt werden, als Anerkennung der Wurzeln in der Open-Source-Entwicklung.
Bibliographie: - https://medium.com/@julian.goldie/manus-ai-the-chinese-autonomous-agent-thats-changing-everything-eb503e2270ed - https://the-decoder.de/china-ki-agent-manus-ai-nutzt-claude-sonnet-und-open-source-technologie/ - https://www.businessinsider.com/manus-ai-china-agent-hype-deepseek-2025-3 - https://www.youtube.com/watch?v=hyi03gKISys - https://www.linkedin.com/posts/sherry-jasal-46677578_introducing-manus-the-general-ai-agent-activity-7304902149841244161-pNpH - https://medium.com/design-bootcamp/chinas-manus-ai-the-first-fully-autonomous-ai-agent-a-game-changer-6164af31f0a5 - https://www.yahoo.com/tech/chinas-newest-ai-model-manus-174111524.html - https://thezvi.substack.com/p/the-manus-marketing-madness - https://www.youtube.com/watch?v=qeIiXe3vLs8