Roboter dirigiert Orchester: Dresdner Sinfoniker erkunden neue musikalische Dimensionen

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October 9, 2024

Ein Industrieroboter als Dirigent: Dresdner Sinfoniker feiern Jubiläum mit ungewöhnlichem Projekt

Die Dresdner Sinfoniker sind bekannt für ihre unkonventionellen Konzertprojekte. Ob am Grenzzaun in Mexiko, auf einem stillgelegten Schiffsfriedhof in Griechenland oder auf den Dächern von Dresdner Hochhäusern – das Orchester sucht immer wieder die Verbindung von Musik und ungewöhnlichem Ambiente. Nun, anlässlich ihres 25-jährigen Jubiläums, wagen sich die Musiker in die Welt der Digitalisierung vor und lassen sich von einem Industrieroboter dirigieren.

Roboter.Sinfonie: Mensch und Maschine im Gleichklang?

Unter dem Titel „Roboter.Sinfonie“ finden am Wochenende im Festspielhaus Dresden-Hellerau Konzerte statt, bei denen zeitgenössische Werke zur Aufführung kommen. Die Besonderheit: Nicht bei allen Stücken schwingt ein Mensch den Taktstock. Die Musiker werden zum Teil von den drei Armen eines Industrieroboters durch die Partitur geführt.

Möglich macht dies MAiRA Pro S, ein Roboter des Herstellers Neura Robotics, der üblicherweise in Fabrikhallen zum Einsatz kommt. Markus Rindt, Intendant der Dresdner Sinfoniker, hatte die Idee zu diesem außergewöhnlichen Projekt. Zwei Jahre lang arbeitete er gemeinsam mit Spezialisten des Exzellenzclusters CeTI (Centre for Tactile Internet with Human-in-the-Loop) der TU Dresden an der Umsetzung.

Neue musikalische Horizonte durch die Präzision der Maschine

Entstanden ist ein Programm, das die Grenzen des klassischen Konzertformats auslotet. Der Roboter wurde so programmiert, dass er komplexe rhythmische Muster und Tempi dirigieren kann, die für einen menschlichen Dirigenten eine unüberwindbare Herausforderung darstellen würden. So wird MAiRA Pro S beispielsweise das Stück „#kreuzknoten“ von Wieland Reissmann dirigieren, bei dem zwei der drei Roboterarme das Orchester durch überkreuzende Tempi führen.

„Ein Teil der Musiker beginnt langsam und akzeleriert, während die andere Hälfte retardiert. ‘#kreuzknoten’ wäre aufgrund seiner rhythmischen Finesse von einem Menschen nicht zu dirigieren“, erklärt Rindt.

Auch bei „Semiconductor's Masterpiece“, einem Auftragswerk des Komponisten und Jazz-Pianisten Andreas Gundlach, wird der Roboter zum Einsatz kommen. Das Stück nutzt die Fähigkeit der Maschine, mit allen drei Armen gleichzeitig verschiedene Teile des Orchesters unabhängig voneinander durch komplexe musikalische Passagen zu führen.

Menschliche Kreativität trifft auf maschinelle Präzision

Trotz der technischen Raffinesse des Projekts betonen die Verantwortlichen, dass es nicht darum gehe, den menschlichen Dirigenten zu ersetzen. „Der Mensch wird immer besser sein als der Roboter, wir wollen auf keinen Fall den Menschen ersetzen“, stellt Rindt klar. Vielmehr gehe es um die Erkundung neuer musikalischer Möglichkeiten und die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine.

„Die Kooperation zwischen Menschen und Robotern spornt unsere Forschung bei CeTI seit jeher an. Unsere Vision ist dabei eine aktive Zusammenarbeit, in welcher Roboter den Menschen unterstützen und menschliche Fähigkeiten auf Robotik übertragen werden“, erklärt CeTI-Sprecher Frank Fitzek. Spannend und relevant werde dies bei Tätigkeiten, die ein einzelner Mensch nicht allein bewältigen könne, aber auch bei komplexen Arbeiten, die ein hohes Maß an verlässlicher Präzision erfordern.

Roboter.Sinfonie als Auftakt für eine neue Ära der Musik?

Mit dem Projekt „Roboter.Sinfonie“ wollen die Dresdner Sinfoniker nicht nur ihr Publikum überraschen, sondern auch eine Diskussion anregen. „Wie gehen Künstler, wie gehen wir mit neuen Technologien um, die geeignet sind, unsere Gesellschaft grundlegend zu verändern? Wo könnten neben bekannten Risiken auch große Chancen liegen?“, fragt Rindt. Entsteht womöglich ein neuer, ganz eigener musikalischer Ausdruck als Ergebnis der Zusammenarbeit von Mensch und Maschine? Wo bleiben Interpretation und Charisma?

Die „Roboter.Sinfonie“ ist nicht nur ein musikalisches Experiment, sondern auch ein Blick in die Zukunft. Sie wirft Fragen auf, die über den Bereich der Musik hinausgehen und zeigt, wie Künstliche Intelligenz und Robotik unseren Alltag und unsere Kunst nachhaltig verändern könnten.

https://www.heise.de/news/In-Dresden-steht-bald-ein-Roboter-am-Dirigentenpult-9825034.html https://www.t-online.de/region/dresden/id_100505318/dresden-dreiarmiger-roboter-soll-sinfoniker-dirigieren.html https://www.ndr.de/kultur/musik/klassik/Zukunftsmusik-Roboter-gibt-Dirigierdebuet-bei-Dresdner-Sinfonikern,roboterdirigent104.html https://www.computerbild.de/artikel/cb-News-Internet-In-dieser-Stadt-wird-ein-Roboter-zum-Dirigenten-38789059.html https://www.sachsen-fernsehen.de/roboter-am-dirigentenpult-dresdner-sinfoniker-wagen-musikalisches-neuland-1780665/ https://www.nmz.de/politik-betrieb/veranstaltungen/roboter-sinfonie-wird-aus-dresden-weltweit-uebertragen https://www.mh-luebeck.de/archiv-test/ https://www.rondomagazin.de/kuenstler.php?kuenstler_name=K&K%20Philharmoniker https://www.tpthueringen.de/ueber-uns/mitarbeiterinnen/mitarbeiter.html
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