Die Digitalisierung schreitet unaufhaltsam voran und hinterlässt ihre Spuren in nahezu allen Bereichen des Lebens. Von Smart Homes über Online-Shopping bis hin zu komplexen industriellen Prozessen – die Menge der generierten und verarbeiteten Daten wächst exponentiell. Diese Entwicklung führt zu einer stetig steigenden Nachfrage nach Rechenleistung und damit zu einem globalen Boom im Bau und Betrieb von Rechenzentren.
Im Jahr 2024 erreichte der Wert von Fusionen und Übernahmen im Rechenzentrumssektor einen neuen Höchststand von 57 Milliarden US-Dollar, wie die Synergy Research Group berichtet. Dieser Rekord unterstreicht die wachsende Bedeutung dieser Infrastruktur für die digitale Wirtschaft. John Dinsdale, Chief Analyst der Synergy Research Group, sieht die Treiber dieser Entwicklung in Cloud-Diensten, sozialen Netzwerken und dem stetig wachsenden Datenaufkommen digitaler Services. Besonders die rasante Entwicklung der generativen KI dürfte die Nachfrage nach Rechenleistung zusätzlich ankurbeln und den Trend weiter verstärken.
Im Gegensatz zum vorherigen Rekordjahr 2022, das von einigen wenigen großen Transaktionen dominiert wurde, prägten 2024 zahlreiche kleinere Deals unter zwei Milliarden US-Dollar das Bild. Zu den größten Transaktionen zählten zwei Kapitalbeteiligungen am US-Unternehmen Vantage Data Centers mit einem Gesamtvolumen von 9,2 Milliarden US-Dollar, sowie eine weitere Beteiligung von 3,1 Milliarden US-Dollar für das EMEA-Geschäft des Unternehmens.
Ein bemerkenswerter Trend ist der zunehmende Anteil von außerbörslichem Eigenkapital an der Finanzierung von Rechenzentren. Dieser stieg in den letzten fünf Jahren von 54 Prozent auf aktuell 80 bis 90 Prozent. Dinsdale erklärt dies damit, dass viele Betreiber spezialisierter Rechenzentren die enormen Investitionen nicht alleine stemmen können und deshalb auf private Investoren angewiesen sind, die angesichts des boomenden Marktes bereitwillig Kapital zur Verfügung stellen.
Nicht nur die Betreiber von Rechenzentren profitieren von dieser Entwicklung. Auch Zulieferer verzeichnen ein starkes Wachstum. Insbesondere die Nachfrage nach GPUs, die für KI-Anwendungen unerlässlich sind, stieg im vergangenen Jahr deutlich an. Der GPU-Hersteller Nvidia konnte so seine Marktposition weiter ausbauen. Auch der Bedarf an Switches und anderen Netzwerkkomponenten für Rechenzentren verzeichnete ein deutliches Plus.
Die Dynamik im Rechenzentrumsmarkt dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen. Aktuell stehen noch Transaktionen im Wert von 29 Milliarden US-Dollar aus, die bereits vereinbart wurden, und weitere Deals im Wert von 15 Milliarden US-Dollar sind in Vorbereitung. Alles deutet darauf hin, dass der Boom im Rechenzentrumssektor anhalten wird, angetrieben durch die fortschreitende Digitalisierung und die wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz.
Die steigende Nachfrage nach Rechenleistung hat auch Auswirkungen auf die Standortwahl von Rechenzentren. Neben etablierten Standorten in Deutschland, Österreich und der Schweiz gewinnen auch andere europäische Länder an Attraktivität. Polen beispielsweise positioniert sich als technologisches Rückgrat Europas und profitiert von niedrigeren Energiekosten und staatlichen Förderprogrammen. Gleichzeitig wächst das Bewusstsein für nachhaltige und energieeffiziente Rechenzentren. Investoren und Betreiber setzen zunehmend auf grüne Technologien, um den ökologischen Fußabdruck der digitalen Infrastruktur zu minimieren.
Bibliographie: - Heise Online: Rekord bei Rechenzentren - Investitionen steigen auf 57 Milliarden Dollar - MarketScreener: TSMCs Gewinn im vierten Quartal steigt um 57 % auf einen Rekordwert, wie prognostiziert - IT Boltwise: Applied Digital: Solide Zahlen und Milliarden-Investment in KI-Datenzentren - HOCHTIEF: Rechenzentren - wallstreet-online: Q4-Zahlen veröffentlicht: TSMC übertrifft Erwartungen - KI-Boom lässt Nettogewinn um +57 Prozent steigen - Der Prozessmanager: Rechenzentrumsstandorte in Europa: Eine gute Alternative zu Deutschland, Österreich und der Schweiz? Polen das technologische Rückgrat Europas? - Ingenieur.de: Microsoft gibt Gas: 80 Milliarden Dollar für neue KI-Rechenzentren - Digitales Hessen: Rechenzentrumsmarkt Hessen - BNP Paribas Derivate: Vertiv – KI-Hype treibt Aktie in die Stratosphäre