Die deutsche Bundespolitik steht nach dem Bruch der Ampelkoalition vor einer neuen Konstellation. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Donnerstagnachmittag im Schloss Bellevue die neuen Ministerposten offiziell bestätigt: Volker Wissing, bisheriger Bundesminister für Digitales und Verkehr, übernimmt zusätzlich das Justizministerium. Cem Özdemir, Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, wird auch das Bildungsministerium leiten.
Diese Entscheidung folgt auf den Rücktritt von Bundesjustizminister Marco Buschmann und Bundesbildungsministerin Bettina Stark-Watzinger (beide FDP) nach der Entlassung von Bundesfinanzminister Christian Lindner durch Bundeskanzler Olaf Scholz. Wissing, der seinen Austritt aus der FDP erklärt hat, bleibt als parteiloser Minister im Kabinett. Jörg Kukies, ehemaliger Staatssekretär im Kanzleramt und enger Wirtschaftsberater von Scholz, wurde bereits am Morgen als neuer Finanzminister vereidigt.
Mit der Ernennung von Wissing und Özdemir zu Doppelministern ist die neue Minderheitsregierung von SPD und Grünen nun komplett. Diese ungewöhnliche Situation stellt die Regierung vor erhebliche Herausforderungen. Die Doppelbelastung der Minister könnte die Arbeitsfähigkeit der Ressorts beeinträchtigen. Gleichzeitig bietet sie die Chance, Synergien zwischen den Ministerien zu nutzen und neue Impulse zu setzen.
Für Volker Wissing bedeutet die Übernahme des Justizministeriums eine Rückkehr zu seinen juristischen Wurzeln. Als ehemaliger Richter und Rechtsanwalt verfügt er über Erfahrung im juristischen Bereich. Ob er die ambitionierte Digitalisierungsagenda im Verkehrsministerium gleichzeitig vorantreiben kann, bleibt abzuwarten. Cem Özdemir, der bereits als Bundesvorsitzender der Grünen und Europaabgeordneter politische Erfahrung gesammelt hat, steht nun vor der Aufgabe, zwei sehr unterschiedliche Ressorts zu leiten. Die Landwirtschaft und das Bildungssystem sind beides komplexe Bereiche mit spezifischen Herausforderungen.
Bundeskanzler Scholz plant, im Januar die Vertrauensfrage im Bundestag zu stellen, um den Weg für Neuwahlen freizumachen. Bis dahin wird die Minderheitsregierung die Amtsgeschäfte weiterführen. Die politische Landschaft ist jedoch ungewiss. Die Oppositionsparteien CDU/CSU und AfD fordern sofortige Neuwahlen. Wie sich die Zusammenarbeit zwischen Regierung und Opposition in den kommenden Monaten gestalten wird, ist offen. Auch die zukünftige Zusammensetzung des Bundestages und die Möglichkeiten der Regierungsbildung nach der Neuwahl sind schwer vorherzusagen.
Die Übernahme zusätzlicher Ministerien durch Wissing und Özdemir ist eine pragmatische Lösung für die Übergangszeit. Sie spiegelt die aktuell instabile politische Lage wider und unterstreicht die Notwendigkeit einer raschen Klärung der zukünftigen Regierungsverhältnisse.
Handelsblatt: https://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/ampel-aus-wissing-uebernimmt-zusaetzlich-das-justizministerium-oezdemir-wird-auch-bildungsminister/30074918.html Zeit Online: https://www.zeit.de/news/2024-11/07/wissing-uebernimmt-justizressort-oezdemir-bildung Tagesspiegel: https://www.tagesspiegel.de/politik/wissing-ubernimmt-auch-das-justizressort-ozdemir-bildung-12662135.html Süddeutsche Zeitung: https://www.sueddeutsche.de/politik/ampel-aus-scholz-fdp-wissing-oedzemir-lux.XU95mWuMR6Ub8CrLSumuTA T-Online: https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/innenpolitik/id_100523216/ampel-aus-wissing-uebernimmt-justizressort-oezdemir-bildung.html Zeit Online: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2024-11/wissing-uebernimmt-justizministerium-oezdemir-bildungsministerium N-TV: https://www.n-tv.de/politik/Wissing-uebernimmt-das-Justizressort-Ozdemir-das-Bildungsministerium-article25345420.html Tagesschau: https://www.tagesschau.de/inland/innenpolitik/ampelkoalition-uebergang-minister-100.html Augsburger Allgemeine: https://www.augsburger-allgemeine.de/politik/live-ticker-ampel-koalition-wissing-justizminister-oezdemir-bildung-103596280