Künstliche Intelligenz und Deepfakes: Herausforderung für Demokratie und Wahrheitsfindung

In einer Zeit, in der künstliche Intelligenz (KI) in der Lage ist, überzeugende gefälschte Inhalte zu erzeugen, die von echten Nachrichten kaum zu unterscheiden sind, stehen Wähler und Medienunternehmen vor einer beispiellosen Herausforderung. Die sogenannten Deepfakes, eine Technologie, die auf tiefen neuronalen Netzen basiert, können Bilder, Videos und Audiodateien so manipulieren, dass sie Ereignisse darstellen, die nie stattgefunden haben. Diese Entwicklung ist besonders im Vorfeld von Wahlen besorgniserregend, da sie das Potenzial hat, die öffentliche Meinung und das Wahlergebnis zu beeinflussen.

Vor der nächsten Bundestagswahl, die spätestens am 28. Januar 2025 stattfinden muss, hat ein Bericht der University of Surrey's Institute for People-Centred AI zu einer verstärkten Aufklärung der Bevölkerung aufgerufen. Die Menschen sollen lernen, KI-generierte Deepfakes zu erkennen, um einer Verbreitung von Falschinformationen entgegenzuwirken. Dr. Bahareh Heravi, Dozentin für KI und Medien an diesem Institut, betont die Notwendigkeit, den Wählern Werkzeuge an die Hand zu geben, um Fakten von Fiktionen zu unterscheiden und damit die Demokratie zu stärken.

Der Bericht empfiehlt außerdem eine stärkere finanzielle Unterstützung für die Forschung zur Erkennung von Deepfakes sowie die Implementierung einer breiteren Nutzung von Inhaltsüberprüfungstechnologien. Dies beinhaltet eine klare Kennzeichnung von KI-generierten Inhalten und einen "Fact-Checkers Code", der Unternehmen dazu anregen soll, Desinformation zu untersuchen und zu melden. Darüber hinaus wird vorgeschlagen, soziale Medien für auf ihren Plattformen verbreiteten Inhalt rechtlich verantwortlich zu machen.

Dr. Andrew Rogoyski, Direktor für Innovation und Partnerschaften am Institut, weist darauf hin, dass es nicht hilfreich sei, die negativen Anwendungen von KI, wie Fälschungen und Desinformation, in ihrem Gebrauch zunehmen zu lassen. Mit dem enormen Potenzial, das KI bietet, müsse verantwortungsvoll umgegangen werden.

Diese Empfehlungen kommen zu einer Zeit, in der bereits Fälle von Deepfake-Audios aufgetaucht sind, die die Identitäten des Labour-Vorsitzenden Keir Starmer und des Londoner Bürgermeisters Sadiq Khan nachahmen. Auch Deepfake-Videos, die angeblich BBC News-Berichte über die Finanzen von Rishi Sunak zeigen, wurden im Internet verbreitet.

Zusätzlich zu diesen Initiativen haben sich große Technologieunternehmen wie Adobe, Amazon, Google, IBM, Meta, Microsoft, OpenAI und TikTok auf der Münchner Sicherheitskonferenz darauf geeinigt, "vernünftige Vorsichtsmaßnahmen" zu ergreifen, um zu verhindern, dass KI-Tools zur Störung demokratischer Wahlen eingesetzt werden.

Die Europäische Union (EU) hat ebenfalls Maßnahmen ergriffen und führende Technologieunternehmen aufgefordert, ihre Pläne zur Bekämpfung von Deepfakes zu erläutern, insbesondere im Hinblick auf bevorstehende Wahlen. Dies folgt auf Berichte über russische Online-Interferenzen in Wahlen. Im Rahmen der neuen Gesetze zur Künstlichen Intelligenz müssen diese Unternehmen zeigen, wie sie gefälschtes Video-, Bild- und Audiomaterial identifizieren und bekämpfen.

Die Herausforderungen, die Deepfakes darstellen, sind vielfältig und komplex. Sie erfordern ein koordiniertes Vorgehen von Regierungen, Technologieunternehmen, Bildungseinrichtungen und der Zivilgesellschaft, um die Auswirkungen auf demokratische Prozesse zu minimieren. Die Notwendigkeit, die öffentliche Fähigkeit zur Unterscheidung zwischen echten und gefälschten Inhalten zu verbessern, ist ein wichtiger Schritt, um die Integrität von Wahlen zu wahren und das Vertrauen in die Demokratie zu stärken.

Quellen:
- The Guardian. (2024, Februar 25). UK’s enemies could use AI deepfakes to try to rig election, says James Cleverly.
- Politico. (2024, März 24). United Kingdom deepfakes election.
- The Guardian. (2024, März 14). EU calls on tech firms to outline plans to tackle deepfakes amid election fears.
- AP News. (2024, Januar 22). New Hampshire primary Biden AI deepfake robocall.