In den letzten Jahren hat sich die chinesische Fast-Fashion-Marke Shein zu einem globalen Riesen entwickelt, der durch seine schnellen Produktionsmethoden und seinen Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) auf dem Markt dominiert. Doch diese rasante Entwicklung hat einen hohen Preis: Shein ist mittlerweile der größte Umweltverschmutzer der Branche. Dieser Artikel beleuchtet, wie der Einsatz von KI dazu beigetragen hat, Shein zu dieser zweifelhaften Ehre zu verhelfen.
Shein verwendet proprietäre maschinelle Lernanwendungen – im Wesentlichen Mustererkennungsalgorithmen – um Kundenpräferenzen in Echtzeit zu messen und die Nachfrage vorherzusagen. Diese Daten ermöglichen es dem Unternehmen, die Produktion entsprechend anzupassen und die Lieferkette zu optimieren. Das Ergebnis ist eine extrem schnelle Herstellung von Kleidung, die oft schon innerhalb von zehn Tagen vom Entwurf zum fertigen Produkt wird.
Laut dem jüngsten Nachhaltigkeitsbericht von Shein hat das Unternehmen seine Kohlendioxidemissionen zwischen 2022 und 2023 nahezu verdoppelt und damit 16,7 Millionen Tonnen CO₂ ausgestoßen – mehr als vier Kohlekraftwerke in einem Jahr. Diese hohe Emissionsrate ist größtenteils auf den Transport zwischen den Produktionsstätten und den Kunden zurückzuführen. Shein verschickt die meisten seiner Produkte per Luftfracht, da dies schneller ist als der Seeverkehr, jedoch auch erheblich mehr CO₂ verursacht.
Shein steht nicht nur wegen seiner hohen Emissionen in der Kritik, sondern auch wegen seiner Arbeitsbedingungen und der Verwendung umweltschädlicher Materialien. Eine Untersuchung ergab, dass die Fabrikarbeiter bei Shein-Zulieferern regelmäßig 75-Stunden-Wochen arbeiten. Zudem besteht die Kleidung zu 76 Prozent aus Polyester, einem synthetischen Textil, das Mikroplastik in die Umwelt abgibt. Nur 6 Prozent dieses Polyesters sind recycelt.
Shein hat sich verpflichtet, seine CO₂-Emissionen bis 2030 um 25 Prozent zu reduzieren und bis 2050 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Das Unternehmen hat Maßnahmen wie die Bereitstellung von Solarpanelen für seine Zulieferer und vermehrten Einsatz von Seefracht eingeführt. Dennoch stiegen die Emissionen im Jahr 2023 um fast das Doppelte der Umsatzrate, was zeigt, dass diese Maßnahmen nicht ausreichen, um die schnelle Expansion auszugleichen.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist das Konsumverhalten der Kunden. Viele Experten sind der Meinung, dass die einzige Möglichkeit zur Reduzierung der Emissionen darin besteht, den Konsum zu verringern. Wenn Unternehmen wie Shein KI einsetzen, um ihre Verkäufe zu steigern, ohne ihre unnachhaltigen Praktiken zu ändern, wird ihr CO₂-Fußabdruck weiter wachsen. Die Kunden spielen eine entscheidende Rolle, indem sie bewusstere Kaufentscheidungen treffen und weniger Kleidung kaufen.
Der Einsatz von Künstlicher Intelligenz hat Shein geholfen, in der Fast-Fashion-Branche führend zu werden, gleichzeitig jedoch auch seine Umweltbelastung erheblich erhöht. Trotz der Einführung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen bleibt das Geschäftsmodell von Shein stark emissionsintensiv. Die Zukunft der Modeindustrie hängt stark davon ab, wie Unternehmen und Verbraucher ihre Praktiken und Gewohnheiten ändern, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern.