Die Rolle der Künstlichen Intelligenz im Wahlkampf: Umgang mit Fake News und Desinformation
Einleitung
Im Superwahljahr 2024 wächst die Sorge, dass skrupellose Akteure, ausgestattet mit mächtigen Text- und Bildgeneratoren, die öffentliche Meinung durch gezielte Fake News manipulieren könnten. Die Frage stellt sich, ob Künstliche Intelligenz (KI) dabei eine Bedrohung für die Demokratie darstellt. Dieser Artikel untersucht, wie berechtigt die Angst vor Fake News und Desinformation wirklich ist.
Die Bedrohung durch Desinformation
Desinformation wird im Global Risk Report 2024 als größere Gefahr als Kriegsverbrechen, soziale Ungleichheit und Klimawandel eingestuft. Laut einer Umfrage der Konrad-Adenauer-Stiftung haben 64 Prozent der Befragten große oder sehr große Angst vor Desinformation. Dies liegt nicht nur an internationalen Konflikten, sondern auch an der rasanten technischen Entwicklung.
Beispiele für den Einsatz von KI
Forscher aus Italien haben GPT-4 genutzt, um politische Meinungen zu ändern. Ein irisches Team hat mit Fake-Videos Erinnerungen an fiktive Skandale in das Gedächtnis von Studienteilnehmern gepflanzt. Ein slowakisch-tschechisches Team hat große Sprachmodelle dazu gebracht, Verschwörungsmythen zu erfinden. Audiovisuelle Inhalte werden immer besser und tauchen in Wahlkämpfen weltweit auf.
Geschichte und Techniken der Desinformation
Desinformation ist keine neue Erscheinung. Militärs nutzen seit langem Manipulationstechniken. Ein Beispiel sind die Nazis im Zweiten Weltkrieg, die Sendungen für Großbritannien produzierten, um die Moral der Bevölkerung zu untergraben. Diese Methoden funktionieren jedoch nur unter bestimmten Bedingungen, wie strenger Zensur.
Verdeckte Manipulation
Die Faszination für psychologische Kriegsführung beruht auf der Vorstellung, dass tief liegende Überzeugungen von Menschen manipuliert werden können. Diese These wurde durch das Forschungsprojekt des Sozialpsychologen R. Nevitt Sanford und des Soziologen Theodor W. Adorno unterstützt. Ihr Buch „Studien zum autoritären Charakter“ war in den USA sehr erfolgreich und beeinflusste den Kalten Krieg.
Moderne Theorien der Beeinflussung
Moderne Theorien der Beeinflussung knüpfen an Techniken aus dem Marketing an. Der Skandal um Cambridge Analytica sorgte für Verunsicherung. Das Unternehmen hatte Daten von Facebook-Profilen genutzt, um zielgerichtete Werbung zu schalten. Untersuchungen konnten jedoch keine messbaren Effekte feststellen.
Nutzung von KI zur Desinformation
Ein Bericht von OpenAI zeigt, dass einige Akteure Sprachmodelle zur Desinformation nutzen. Die Nutzungsszenarien sind jedoch oft unspektakulär: Erstellung von Texten und Bildern, Umformulierung vorhandener Texte und Generierung von Antworten in sozialen Medien. Die reale Praxis scheint derzeit noch recht profan zu sein.
Die Rolle der Medienkompetenz
In einer digitalen Ära, in der Fake News und Deepfakes die Runde machen, ist die Fähigkeit zur differenzierten Informationsbewertung entscheidend. Medienkompetenz muss generationenübergreifend ausgebaut werden, um Demokratien gegen Desinformation resilient zu machen.
Maßnahmen gegen Desinformation
- Kritisch hinterfragen statt direkt weiterleiten
- Faktenchecks nutzen
- Absender der Nachricht prüfen
- Quellen vergleichen
- Bilder/Videos prüfen
- Keine Desinformation erzeugen
- Andere über Erkenntnisse informieren
- Desinformation innerhalb der Plattform melden
- Inhalte nur teilen, bei denen man sich sicher ist
Zusammenfassung
Desinformation stellt durch die Fähigkeiten der KI eine große Herausforderung dar. Inhalte werden extrem rasch und weit verbreitet, besonders in sozialen Medien. Der kurzweilige Konsum auf Plattformen wie Instagram und TikTok führt zur Überforderung und mindert die Fähigkeit zur Bewertung der Vertrauenswürdigkeit. Es bleibt entscheidend, dass wir Nachrichten und Informationen kritisch hinterfragen und Medienkompetenz fördern.
Schlussfolgerung
Die Bedrohung durch Desinformation ist real, doch die Nutzung von KI zur politischen Manipulation ist derzeit noch begrenzt. Mit der fortschreitenden Entwicklung der Technik könnte sich dies jedoch ändern. Es liegt an der Gesellschaft, Medienkompetenz zu stärken und Desinformation aktiv entgegenzutreten.
Bibliographie:
https://www.finanznachrichten.de/nachrichten-2024-07/62817813-ki-im-wahlkampf-wie-berechtigt-die-angst-vor-fake-news-und-desinformation-wirklich-ist-397.htm
https://www.kas.de/de/web/schwerpunktthemen/desinformation-bedrohung-und-gefahr
https://www.teachtoday.de/Themen/Digitale_Gesellschaft/Desinformation/3779_Desinformation_im_Zeitalter_von_KI.htm
https://www.derstandard.de/story/2000140535763/wie-desinformation-den-ausgang-von-wahlen-beeinflusst
https://www.faz.net/pro/d-economy/wie-ki-den-oeffentlichen-diskurs-gefaehrdet-und-was-wir-jetzt-dagegen-tun-koennen-19180686.html
https://www.lpb-bw.de/fake-news
https://de.linkedin.com/posts/michael-dietrich-aa7890152_ki-content-desinformation-activity-7099842789961523200-w-Lw
https://www.faz.net/aktuell/wissen/forschung-politik/ki-generierte-propaganda-gefahr-fuer-die-europawahl-19771925.html
https://oe1.orf.at/artikel/710219/Spuren-von-KI-im-Superwahljahr