Kampalas Aufbruch in die KI-Zukunft: Zwischen Technologieboom und Entwicklungsdebatte

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June 14, 2024

In der pulsierenden Hauptstadt Ugandas, Kampala, hat sich ein bemerkenswertes Phänomen ereignet: Die Schnittstelle zwischen Hochtechnologie und Entwicklungshilfe hat eine neue Dimension erreicht. In den Großraumbüros, die eher an das Silicon Valley als an Ostafrika erinnern, sitzen hunderte junge Ugander und Uganderinnen und führen scheinbar simple, aber entscheidende Arbeiten aus. Sie trainieren die künstlichen Intelligenzen (KI) internationaler Technologiegiganten wie Google, NASA und BMW – eine Aufgabe, die die Zukunft der Technologie maßgeblich prägen könnte.

Die Aufgaben sind vielfältig und reichen von der Identifizierung reifer Früchte auf Drohnenaufnahmen bis hin zur Unterstützung autonomer Fahrzeuge dabei, Verkehrszeichen zu erkennen und entsprechend zu handeln. Die Arbeitnehmer sind Teil einer wachsenden Industrie, die aufgrund des hohen Bedarfs an Datenannotation und dem Training von Algorithmen in Ländern mit niedrigeren Löhnen angesiedelt ist – eine Praxis, die als "Outsourcing" bekannt ist.

Das ugandische Unternehmen Sama hat sich auf genau diese Art von Dienstleistung spezialisiert und zählt namhafte Kunden zu seinem Portfolio. Die Liste der Auftraggeber liest sich wie das Who's Who der Tech-Welt: Google, Ford, Walmart, Sony, BMW, Ebay, Microsoft, Meta – die Muttergesellschaft von Facebook und WhatsApp – und sogar die US-amerikanische Weltraumagentur NASA nutzen die Dienste des Startups.

Sama wurde von der amerikanischen Unternehmerin Leila Janah gegründet, die leider im Jahr 2020 verstarb. Ihr Ziel war es, durch die Schaffung von Arbeitsplätzen in Entwicklungsländern auch einen sozialen Wandel zu bewirken. Sie startete mit Büros in Indien und Kenia, bevor sie ihre Aktivitäten nach Uganda ausdehnte. Mit einem der höchsten Bevölkerungswachstumsraten der Welt und einer herausfordernden Arbeitsmarktsituation bietet Uganda ein enormes Potenzial für solche Unternehmungen.

Die Mitarbeiter bei Sama benötigen für ihre Tätigkeit keine speziellen Vorkenntnisse oder gar einen Schulabschluss. Viele von ihnen haben vor ihrer Anstellung noch nie einen Computer benutzt. Der Fokus liegt auf der Ausbildung digitaler Kompetenzen und der Vermittlung von Fähigkeiten, die in der modernen Arbeitswelt relevant sind. Das Unternehmen bietet somit nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch Bildungschancen.

Die Arbeitsbedingungen bei Sama und ähnlichen Unternehmen sind jedoch nicht unumstritten. Kritiker weisen auf die niedrigen Löhne und die Monotonie der Arbeit hin. Einige ehemalige Mitarbeiter haben von psychischen Belastungen durch die Arbeit berichtet, insbesondere wenn es um die Überprüfung von Inhalten auf sozialen Medien ging. Fragen nach der Sinnhaftigkeit und den Zukunftsperspektiven dieser Jobs werden gestellt, und es gibt Befürchtungen, dass Afrika zu einem Hub für niedrig qualifizierte, schlecht bezahlte Arbeit im Technologiebereich wird.

Obgleich Sama sich als ein ethisches Unternehmen positioniert, das fair entlohnt und soziale Absicherungen wie Krankenversicherungen bietet, sind die langfristigen Auswirkungen dieser neuen Industrie auf den afrikanischen Arbeitsmarkt noch unklar. Während einige die Schaffung von Arbeitsplätzen und die Vermittlung digitaler Fähigkeiten als positive Entwicklung betrachten, fordern andere eine kritische Auseinandersetzung mit den Arbeitsbedingungen und der Nachhaltigkeit dieser Jobs.

Die Präsenz von Silicon-Valley-Unternehmen in Uganda ist ein Zeichen für die zunehmende Globalisierung und die Vernetzung der Weltwirtschaft. Sie zeigt, dass Afrika nicht mehr nur ein Empfänger von Entwicklungshilfe ist, sondern aktiv an der Gestaltung der Zukunft der Technologie beteiligt sein kann. Allerdings bleibt die Herausforderung bestehen, einen fairen Ausgleich zwischen der Nutzung globaler Arbeitskräfte und der Schaffung von Arbeitsplätzen zu finden, die langfristig zum Wohlstand und zur Entwicklung der lokalen Gemeinschaften beitragen.

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