Europas Rechenzentren vor Kapazitätsherausforderungen durch KI-Wachstum

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September 5, 2024

KI-Boom: Europas Rechenzentren kämpfen mit wachsender Nachfrage

Der Aufstieg der Künstlichen Intelligenz (KI) und des maschinellen Lernens (ML) hat weltweit zu einem massiven Anstieg der Nachfrage nach Serverkapazitäten geführt. Besonders in den USA ist das Wachstum bei Rechenzentren enorm. In Europa hingegen hinken die Bautätigkeiten hinter den steigenden Anforderungen her. Diese Diskrepanz führt zu erheblichen Herausforderungen für den europäischen Markt.

Wachstum und Herausforderungen

Der Boom bei KI-Anwendungen hat eine stark steigende Nachfrage nach Serverkapazitäten zur Folge. Dies führt dazu, dass große US-Technologiekonzerne bereits Standorte in europäischen Rechenzentren buchen, noch bevor diese überhaupt gebaut sind. Der Immobilienspezialist CBRE berichtet, dass neue Rechenzentren in Europa immer schwieriger zu errichten sind. Probleme bei der Sicherung der Stromversorgung und der Grundstücke sind dabei die größten Hürden.

CBRE beobachtet die Lage an den 15 wichtigsten Serverstandorten Europas, wobei die Top 5 Städte Frankfurt, London, Amsterdam, Paris und Dublin (FLAPD) umfassen. Diese Städte hatten zu Jahresbeginn rund 3,3 Gigawatt an Kapazität für Server. Im ersten Halbjahr 2024 kamen jedoch lediglich 138 Megawatt hinzu. Bis zum Jahresende wird ein Zuwachs auf 381 Megawatt erwartet, sodass insgesamt etwa 3,6 Gigawatt zur Verfügung stehen. Zum Vergleich: In den USA entspricht diese Kapazität dem Zuwachs in nur zwölf Monaten im nördlichen Virginia.

Leerstandsrate und Mietverträge

Die Neu- und Zubauten bei Rechenzentren können auf beiden Seiten des Atlantiks nicht mit der Nachfrage Schritt halten. Besonders in den Top 5 Städten Europas ist die Leerstandsrate erstmals unter zehn Prozent gefallen. In Frankfurt am Main, wo 2017 noch ein Viertel der Kapazitäten frei war, wird die Leerstandsrate bis Jahresende auf unter vier Prozent fallen. Dies ist zwar mehr als in den USA, wo am Primary Market gerade einmal 2,8 Prozent nicht vermietet sind, aber dennoch ein Zeichen für den hohen Bedarf.

Auch am europäischen Secondary Market, der Städte wie Berlin, Brüssel, Madrid, Mailand, München, Oslo, Stockholm, Warschau, Wien und Zürich umfasst, wird dieses Jahr ein Zuwachs von 267 Megawatt erwartet. Trotz dieses Wachstums wird die freie Kapazität nur noch bei knapp 16 Prozent liegen, fünf Prozentpunkte weniger als zwei Jahre zuvor. Diese Städte haben jedoch weniger Gewicht im Vergleich zu den Top 5 Städten.

Vergleich mit den USA

In den USA zeigt sich ein anderes Bild. In den Top 8 Städten waren im ersten Halbjahr 2024 zusätzliche 3,9 Gigawatt an Kapazitäten im Bau, dazu kam ein halbes Gigawatt am Secondary Market. Diese aktuelle Bautätigkeit entspricht ungefähr der Gesamtkapazität, die bis Ende 2024 in den Top 15 europäischen Städten installiert sein wird. Dies zeigt die Diskrepanz zwischen den Kontinenten deutlich.

Energieverbrauch und Stromversorgung

Ein wesentlicher Aspekt des KI-Booms ist der hohe Energieverbrauch. Jede Anfrage an ChatGPT verbraucht zehnmal so viel Energie wie eine Google-Suche. Der Mangel an Stromversorgung ist eine wesentliche Bremse für den Bau von Rechenzentren. Goldman Sachs Research erwartet, dass die KI-bedingte Nachfrage nach Strom den Ölpreis in den nächsten zehn Jahren leicht ansteigen lassen wird. Dennoch soll KI die Kosten für die Ölproduktion senken, wodurch der marginal incentive price um drei Dollar je Barrel reduziert werden könnte.

Ausblick und Potenzial

Der Bedarf an Rechenzentren wird auch in Zukunft weiter steigen, insbesondere durch die zunehmende Nutzung von KI-Anwendungen. Analysten prognostizieren, dass der weltweite Umsatz mit KI-Chips im Jahr 2024 um 33 Prozent wachsen wird. Dies wird die Nachfrage nach Serverkapazitäten weiter anheizen. Europas Rechenzentren müssen sich daher auf eine weiterhin steigende Nachfrage einstellen und innovative Lösungen finden, um diese zu bewältigen.

Die Herausforderung besteht darin, die Infrastruktur so auszubauen, dass sie den Anforderungen gerecht wird, ohne dabei die Umwelt zu belasten. Der Einsatz von erneuerbaren Energien und effizienteren Technologien wird dabei eine entscheidende Rolle spielen. Nur so kann Europa im globalen Wettlauf um die Vorherrschaft bei KI und Rechenzentren mithalten.

Fazit

Der Boom der Künstlichen Intelligenz stellt Europas Rechenzentren vor große Herausforderungen. Trotz der steigenden Nachfrage hinkt der Ausbau der Kapazitäten hinterher. Besonders die Sicherung der Stromversorgung und geeigneter Grundstücke stellt Betreiber vor Probleme. Der Vergleich mit den USA zeigt, dass Europa noch einiges aufzuholen hat. Dennoch bietet der KI-Boom auch Chancen, insbesondere durch den Einsatz neuer Technologien und den Ausbau der Infrastruktur. Es bleibt abzuwarten, wie Europa diese Herausforderungen meistern wird.

Quellen:

- https://www.heise.de/news/KI-Boom-Europas-Rechenzentren-halten-mit-Nachfragewachstum-nicht-Schritt-9857689.html - https://www.capital.de/wirtschaft-politik/der-ki-boom-wird-zum-risiko-fuer-die-weltweite-stromversorgung-35030254.html - https://www.fr.de/politik/ki-rechenzentren-energieverschwender-oder-retter-des-klimas-93240497.html - https://www.heise.de/news/KI-Boom-Enormes-Wachstum-bei-US-Rechenzentren-9856469.html - https://ap-verlag.de/gartner-prognose-weltweiter-umsatz-mit-ki-chips-waechst-2024-um-33-prozent/88596/ - https://www.aktien.news/wachstum-bei-rechenzentren-dank-ki-boom - https://network-king.net/de/europa-hohe-nachfrage-nach-rechenzentren-auch-im-zweiten-quartal/ - https://finanzmarktwelt.de/kuenstliche-intelligenz-diese-aktien-sind-die-heimlichen-ki-stars-308785/ - https://www.it-daily.net/it-management/ki/rechenzentren-im-wettlauf-mit-kuenstlicher-intelligenz
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