Die Unsichtbaren Arbeiter der KI: Clickworker und Ihre Herausforderungen
Einführung
Hinter den beeindruckenden Fortschritten der Künstlichen Intelligenz (KI) stehen oft unsichtbare, aber essenzielle Arbeitskräfte: die sogenannten Clickworker. Diese Menschen, die in der Regel in Ländern mit niedrigen Löhnen leben, übernehmen einfache, aber mühsame Aufgaben, um KI-Modelle zu trainieren. Für ihre Arbeit erhalten sie oft nur wenige Cent pro Stunde. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Arbeitsbedingungen dieser Clickworker und die damit verbundenen Herausforderungen.
Erfahrungen von Clickworkern bündeln
Eine neue Plattform namens „Data Workers‘ Inquiry“ zielt darauf ab, die oft prekären Arbeitsbedingungen von Clickworkern und Content-Moderatoren sichtbar zu machen. Clickworker weltweit sind eingeladen, als Community-Forscher:innen teilzunehmen und ihre Erfahrungen zu teilen. Dabei arbeiten sie in einem Zeitraum von zwei bis vier Monaten an bestimmten Fragestellungen und können die Unterstützung der Projekt-Initiatoren in Anspruch nehmen.
Clickwork der Venezolanerin Oskarina Fuentes Anaya
Ein Beispiel für die schwierigen Bedingungen, unter denen viele Clickworker arbeiten, ist Oskarina Fuentes Anaya aus Venezuela. Ursprünglich meldete sie sich bei der Crowdworking-Plattform Appen an, um während ihres Studiums etwas Geld hinzuzuverdienen. Doch als die Wirtschaft in Venezuela zusammenbrach, wurde aus dem Nebenjob eine Vollzeitbeschäftigung. Heute lebt Fuentes in Kolumbien und arbeitet von zu Hause, oft unter dem Druck undurchsichtiger Algorithmen, die ihre Arbeitszeiten bestimmen.
Krisen schaffen billige Arbeitskräfte
In den letzten Jahren hat sich Venezuela aufgrund seiner wirtschaftlichen Krise zu einem Hotspot für Clickworker entwickelt. Die hohe Inflation und der Mangel an regulären Arbeitsplätzen haben viele gut ausgebildete Menschen dazu gezwungen, sich bei Crowdworking-Plattformen anzumelden, um zu überleben. Diese Plattformen bieten Unternehmen billige Arbeitskräfte, was zu einer neuen Form der digitalen Ausbeutung geführt hat.
Autogiganten als "Antreiber"
Unternehmen wie Volkswagen und BMW haben die Nachfrage nach Clickworkern weiter angeheizt. Autonome Fahrzeuge benötigen riesige Mengen an Trainingsdaten, und Clickworker sind dafür verantwortlich, stundenlange Videos zu markieren und zu beschriften. Diese Arbeit ist nicht nur mühsam, sondern kann im schlimmsten Fall den Unterschied zwischen Leben und Tod ausmachen, wenn eine falsche Beschriftung zu einem Unfall führt.
Ein globaler Pool von billigen Clickworkern
Plattformen wie Scale AI und Appen haben globale Netzwerke von Clickworkern aufgebaut, die Aufgaben wie die Beschriftung von Bildern, die Transkription von Audioaufnahmen und die Moderation von Inhalten übernehmen. Die Bezahlung dieser Clickworker hängt von der Geschwindigkeit und Genauigkeit ihrer Arbeit ab, und oft erhalten sie nur wenige Cent pro Aufgabe.
Jobs im Browser
Clickworker wie Fuentes arbeiten oft von zu Hause aus und erledigen ihre Aufgaben über spezielle Plattformen. Sie markieren Bilder, moderieren Postings und kategorisieren Produktfotos. Die Bezahlung erfolgt pro Aufgabe, und das Geld kann erst abgehoben werden, wenn ein Mindestbetrag erreicht ist. Oft sind die Aufgaben jedoch unlösbar, weil die Anweisungen unklar sind oder technische Fehler auftreten.
Nach dem venezolanischen Traum folgte das Crowdworking
Für viele Venezolaner, die in ihrem Heimatland keine Perspektive mehr sehen, ist das Crowdworking zur einzigen Möglichkeit geworden, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten. Fuentes zum Beispiel hatte ursprünglich Öl- und Gasingenieurwesen studiert und sah ihre Zukunft in der Ölindustrie. Doch durch den wirtschaftlichen Zusammenbruch Venezuelas wurde sie gezwungen, nach Kolumbien zu ziehen und Clickwork zu ihrer Hauptbeschäftigung zu machen.
Zunächst gute Zeit mit Clickworking als Vollzeitbeschäftigung
Anfangs schien das Clickworking eine gute Lösung zu sein. Fuentes konnte von zu Hause aus arbeiten und ihre chronische Krankheit besser bewältigen. Sie verdiente genug Geld, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten und in einen schnelleren Laptop zu investieren. Doch die guten Zeiten waren nicht von Dauer.
Nach Ausbruch der Pandemie
Die weltweite Corona-Pandemie verschärfte die Situation weiter. Die Nachfrage nach Clickworkern stieg, aber die Arbeitsbedingungen verschlechterten sich. Die Aufgaben wurden anspruchsvoller, die Bezahlung blieb niedrig, und technische Probleme erschwerten die Arbeit zusätzlich.
Abgeschaltet: Remo Plus
Ein Beispiel für die Unsicherheiten, denen Clickworker ausgesetzt sind, ist die Plattform Remo Plus. Sie versprach bessere Arbeitsbedingungen und Bezahlung, wurde jedoch plötzlich abgeschaltet, was viele Clickworker ohne Einkommen zurückließ.
Organisation untereinander: Jobs teilen
Um sich gegenseitig zu unterstützen, haben Clickworker Netzwerke und Gruppen gebildet, in denen sie Informationen und Jobs teilen. Diese Selbstorganisation hilft ihnen, besser mit den Herausforderungen umzugehen und ihre Arbeitsbedingungen zu verbessern.
Zustände bei Remote Tasks
Die Arbeitsbedingungen bei Plattformen wie Remote Tasks sind oft prekär. Clickworker müssen sich ständigen Überwachungen und Kontrollen unterziehen, und die Bezahlung ist äußerst gering. Dies führt zu einem enormen Druck und Stress, der die psychische Gesundheit der Arbeiter beeinträchtigen kann.
Tickender Timer
Viele Aufgaben sind zeitlich strikt begrenzt, und die Clickworker müssen unter Hochdruck arbeiten, um die Vorgaben zu erfüllen. Dies führt zu einer ständigen Anspannung und dem Gefühl, nie genug Zeit zu haben.
Koordinierte internationale Regelung gefordert
Experten fordern eine koordinierte internationale Regelung, um die Arbeitsbedingungen von Clickworkern zu verbessern. Dies könnte durch gesetzliche Vorgaben oder freiwillige Vereinbarungen zwischen den beteiligten Unternehmen und Organisationen erreicht werden.
Zwischen Dankbarkeit und Appell
Trotz der schwierigen Bedingungen sind viele Clickworker dankbar für die Möglichkeiten, die ihnen diese Arbeit bietet. Gleichzeitig appellieren sie an die Unternehmen und die Öffentlichkeit, ihre Arbeit anzuerkennen und die Bedingungen zu verbessern.
Schlussfolgerung
Die Arbeit der Clickworker ist für die Entwicklung und das Training von KI-Modellen unverzichtbar. Doch die prekären Arbeitsbedingungen und die niedrige Bezahlung stellen eine Form der digitalen Ausbeutung dar, die dringend angegangen werden muss. Durch Initiativen wie "Data Workers' Inquiry" und die Selbstorganisation der Clickworker können erste Schritte in Richtung besserer Arbeitsbedingungen und Anerkennung gemacht werden.
Bibliographie:
- t3n.de
- heise.de
- netzversteher.de
- derstandard.de
- labournet.de
- betriebsrat.de
- swr.de