Der Bildungssektor steht angesichts der rasanten Entwicklungen im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI), insbesondere der Einsatzmöglichkeiten von Programmen wie ChatGPT, vor neuen Herausforderungen. Bildungsexperten und Mitglieder der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der Kultusministerkonferenz haben nun Vorschläge für den Umgang mit diesen Technologien in Schulen formuliert.
Die Empfehlungen zielen darauf ab, die Potenziale von KI-Tools für den Lehr- und Lernprozess zu nutzen, ohne die Risiken außer Acht zu lassen. Es wird eine Übergangsphase zur systematischen Erprobung von KI-Programmen bei einer offenen Fehlerkultur vorgeschlagen. Zugleich betont das Gremium, dass bei aller Unterstützung durch KI die finale Entscheidung und Verantwortung für Bildungsprozesse beim Menschen liegen müsse.
In der Grundschule sowie in den ersten Jahren der weiterführenden Schulen wird geraten, auf texterstellende KI-Werkzeuge zu verzichten, um die Lese- und Schreibkompetenzen der Kinder nicht zu beeinträchtigen. Ab dem achten Jahrgang könnten KI-Programme als Unterstützung beim Schreiben eingesetzt werden, jedoch sollte weiterhin auch ohne solche Tools gearbeitet werden, um eine Balance zu wahren.
Für ältere Schülerinnen und Schüler und in der Hochschulbildung wird eine "produktive Nutzung" der KI-Technologie für möglich gehalten, gerade wenn diese über entsprechende fachliche und digitale Kompetenzen verfügen. Die Experten empfehlen, die Nutzung der KI als neues Lernziel zu definieren und sowohl zu üben als auch zu prüfen.
Lehrkräfte könnten von KI-Tools profitieren, indem sie etwa bei der Unterrichtsplanung, der Erstellung differenzierter Wissenstests oder bei der Entwicklung von Lehrmaterialien Unterstützung finden. Gleichzeitig wird klargestellt, dass KI die fachdidaktischen Kenntnisse von Lehrkräften nicht ersetzen kann. Daher ist eine entsprechende Qualifizierung der Lehrpersonen essentiell.
In Bezug auf Prüfungen wird eine Weiterentwicklung der Prüfungskultur empfohlen. So soll unterschieden werden zwischen Prüfungsteilen, in denen KI-Tools verwendet werden dürfen, und solchen, die ohne diese Hilfsmittel zu bearbeiten sind. Dabei soll nicht nur das Endergebnis, sondern auch die reflektierte Auseinandersetzung mit dem Erstellungsprozess bewertet werden.
Das Papier der Kommission weist auch auf technologische, ethische und rechtliche Probleme hin, die den Einsatz kommerzieller KI-Tools im Bildungsbereich in Frage stellen könnten. Hier wird die Bildungspolitik aufgefordert, geeignete Lernplattformen zu schaffen und den Lernenden sowie Lehrenden kostenfreien oder erschwinglichen Zugang zu KI-Werkzeugen zu ermöglichen.
Die Präsidentin der Kultusministerkonferenz, Christine Streichert-Clivot, unterstreicht, dass technologischer Fortschritt nicht zu größerer sozialer Ungleichheit führen dürfe, sondern die Chancen für alle zugänglich gemacht werden müssten.
Insgesamt sehen die Experten in der Integration von KI-Tools an Schulen eine wichtige Zukunftskompetenz und empfehlen eine wohlüberlegte Herangehensweise, die sowohl die Chancen als auch die Herausforderungen dieser Technologie berücksichtigt.