Argentinien setzt auf Künstliche Intelligenz zur Bekämpfung und Vorhersage von Verbrechen
Einführung der Spezialeinheit UIAAS
Die argentinische Regierung hat in einem groß angelegten Schritt eine neue Spezialeinheit innerhalb ihrer Sicherheitsbehörden gegründet, die Unidad de Inteligencia Artificial Aplicada a la Seguridad (UIAAS). Diese Einheit soll mithilfe modernster Künstlicher Intelligenz (KI) umfassend Kriminalität bekämpfen und sogar vorhersagen. Die UIAAS ist darauf ausgelegt, soziale Netzwerke, Webseiten und das Dark Web zu überwachen. Durch den Einsatz von Bilderkennungstechnologien sollen Tatverdächtige identifiziert und potenzielle Bedrohungen durch kriminelle Gruppen erkannt werden. Außerdem ist die Einheit in der Lage, Unruhen vorherzusagen und Situationen mit Risiko für die nationale Sicherheit zu erkennen.
Überwachung und Datenanalyse
Die UIAAS hat die Aufgabe, Daten aus Überwachungskameras in Echtzeit zu analysieren, um verdächtige Aktivitäten zu identifizieren und gesuchte Personen zu finden. Historische Daten zu Verbrechen werden durch Algorithmen und maschinelles Lernen analysiert, um künftige Verbrechen vorherzusehen. Diese umfassende Analyse großer Datenmengen soll helfen, Profile von Verdächtigen zu erstellen und Verbindungen zwischen verschiedenen Straftaten aufzudecken. Auch ungewöhnliche Muster in Computernetzwerken sollen erkannt werden, um Cyber-Bedrohungen frühzeitig zu identifizieren.
Technologische Ausstattung
Neben der digitalen Überwachung setzt die UIAAS auch auf physische Technologien wie Drohnen zur Patrouille und Roboter zur Entschärfung von Sprengstoffen. Die Kommunikation und Koordination zwischen verschiedenen Strafverfolgungsbehörden soll durch die neue Einheit verbessert werden, damit wichtige Informationen schneller bereitgestellt werden können.
Kritik und Bedenken
Trotz der ambitionierten Pläne und technologischen Fortschritte gibt es auch kritische Stimmen. Mariela Belski von Amnesty International Argentinien warnt vor der Gefahr der Selbstzensur durch umfassende Überwachung der sozialen Medien. Der Professor für Medien- und Informationstechnologie, Martín Becerra, betont, dass die Vorhersage von Verbrechen durch Datenanalysen das Prinzip der Unschuldsvermutung untergraben könnte. Er sieht die Privatsphäre der Nutzer digitaler Plattformen in Gefahr und warnt vor einer neuen Form der Überwachung.
Beatriz Busaniche von der argentinischen Bürgerrechtsorganisation Vía Libre Foundation geht sogar so weit, die geplante ständige Überwachung von sozialen Netzwerken als illegal zu bezeichnen. Sie zieht den Vergleich zu einem Polizisten, der ein Gespräch zwischen zwei Personen aufzeichnet, was weit über die Grenzen des Erlaubten hinausgeht.
Internationale Vergleiche
Die argentinische Regierung verweist bei der Gründung der UIAAS auf die Vorbilder aus anderen Ländern wie den USA, China, Großbritannien und Israel, die bereits Pioniere in Videoanalyse, Gesichtserkennung und Verbrechensvorhersage sind. Ein Blick in die Europäische Union zeigt jedoch, dass die individuelle vorausschauende polizeiliche Überwachung nach dem AI Act der EU, der seit dem 1. August in Kraft ist, verboten ist.
Fazit
Die Einführung der UIAAS in Argentinien markiert einen bedeutenden Schritt in der Nutzung von Künstlicher Intelligenz zur Kriminalitätsbekämpfung. Während die technologischen Fortschritte vielversprechend sind, bleiben die Bedenken hinsichtlich der Privatsphäre und der rechtlichen Implikationen bestehen. Es bleibt abzuwarten, wie die Balance zwischen Sicherheit und Freiheit in Argentinien gewahrt werden kann.
Bibliographie
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