In einer zunehmend digitalen Welt, in der künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles Lernen eine immer größere Rolle spielen, stehen traditionelle Medienunternehmen vor neuen Herausforderungen. Ein aktuelles Beispiel hierfür ist der Konflikt zwischen dänischen Medien und dem US-amerikanischen KI-Unternehmen OpenAI. Die dänischen Medien fordern eine kollektive Vereinbarung mit OpenAI, um für die Nutzung ihrer Inhalte zur Schulung von KI-Modellen entschädigt zu werden. Andernfalls drohen sie mit rechtlichen Schritten. Diese Auseinandersetzung könnte weitreichende Folgen für die Beziehung zwischen Medienunternehmen und Technologieanbietern haben.
Die Debatte um die Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte zur Schulung von KI-Modellen ist nicht neu. OpenAI, unterstützt von Microsoft, wurde bereits mehrfach beschuldigt, Inhalte von Nachrichtenseiten ohne Erlaubnis zu verwenden, um seine KI-Modelle zu trainieren. In der Vergangenheit hat OpenAI Lizenzvereinbarungen mit großen Verlagen abgeschlossen, um diese Praxis zu legalisieren. Die finanziellen Details dieser Vereinbarungen wurden jedoch nicht offengelegt.
Karen Rønde, Geschäftsführerin der Danish Press Publications’ Collective Management Organization (DPCMO), die 99 Prozent der dänischen Medien vertritt, einschließlich der staatlichen Rundfunkanstalt DR und TV 2, fordert eine Entschädigung für die Verwendung ihrer Inhalte durch OpenAI. „Wir wollen eine Vergütung für unsere Arbeit, die sie genutzt haben, um ihr Modell zu trainieren“, sagt Rønde. Sollte keine Einigung innerhalb des nächsten Jahres erzielt werden, plant die DPCMO, rechtliche Schritte einzuleiten.
Die Auseinandersetzung zwischen den dänischen Medien und OpenAI hat eine neue Front im Urheberrecht eröffnet. Nach einer Reihe von Klagen hat OpenAI Lizenzvereinbarungen mit großen Verlagen getroffen, um zukünftige Iterationen von ChatGPT auf deren Inhalte zu trainieren. Diese Vereinbarungen könnten als Modell für andere kleinere Länder dienen, die sich in ähnlichen Situationen befinden. Bisher hat OpenAI Einzelverträge mit Verlagen abgeschlossen und Content-Partnerschaften mit dem Financial Times, dem Atlantic sowie dem deutschen Medienkonzern Axel Springer, der französischen Zeitung Le Monde und der spanischen Gruppe Prisa angekündigt.
Nach mehreren Treffen mit OpenAI, sowohl online als auch persönlich, hat Rønde den Eindruck gewonnen, dass Dänemark keine Priorität für das Unternehmen darstellt. „Es wurde klar, dass der Fokus auf den Deals in Deutschland, Frankreich und Spanien sowie natürlich den amerikanischen lag“, sagt sie. „Es gibt so viele Content-Ersteller in allen anderen Gebieten, und sie bleiben jetzt mit nichts zurück.“
Rønde hat einen Brief an den Anwalt von OpenAI bei der niederländischen Kanzlei Brinkhof geschickt, in dem sie auf das dänische Urheberrecht hinweist, und wartet auf eine Antwort. Sie vermutet, dass OpenAI bereits Inhalte von dänischen Pressewebsites verwendet hat, da das Unternehmen ihr nichts Gegenteiliges mitgeteilt hat. Weder OpenAI noch Brinkhof haben auf Anfragen zur Stellungnahme von WIRED reagiert.
Für Rønde drängt die Zeit. Sie möchte innerhalb des nächsten Jahres eine Vereinbarung mit OpenAI und auch mit Googles Gemini treffen, bevor die Nutzung von KI-Chatbots und Suchmaschinenübersichten die Websites der Verlage weiter marginalisiert. „Vielleicht ist es dann zu spät, und der Wert der Inhalte der Presseverlage wird in ein oder zwei oder drei Jahren zu niedrig sein“, sagt sie. „Wenn wir nicht innerhalb eines angemessenen Zeitrahmens eine Partnerschaftsvereinbarung abschließen können, müssen wir unsere Rechte durchsetzen.“
Die DPCMO wurde 2021 gegründet, um dänischen Medien bei Verhandlungen mit Big Tech zu helfen. „Wir mussten vereint auftreten, sonst befürchteten wir, dass Dänemark zu klein wäre, um in den Verhandlungen mit Big Tech priorisiert zu werden“, sagt Rønde. Im vergangenen Jahr sicherte sich die Gruppe vorläufige Lizenzvereinbarungen mit Microsofts Bing und Google, um Inhalte dänischer Verlage in den Suchmaschinen der Unternehmen zu präsentieren. Obwohl die Vereinbarungen vorsahen, dass die Verlage von den beiden Unternehmen entschädigt werden sollten, wurde nicht festgelegt, wie viel.
Die Auseinandersetzung zwischen den dänischen Medien und OpenAI wirft wichtige Fragen zur Nutzung urheberrechtlich geschützter Inhalte durch KI-Unternehmen auf. Während die Technologie weiter voranschreitet, müssen rechtliche Rahmenbedingungen und faire Vergütungsmodelle gefunden werden, um die Interessen aller Beteiligten zu schützen. Die nächsten Monate werden zeigen, ob eine Einigung erzielt werden kann oder ob es zu einem Präzedenzfall für andere Länder und Medienunternehmen kommen wird.
Bibliographie
- https://www.wired.com/story/danish-media-demands-a-deal-with-openai-or-else/
- https://www.artificialintelligence-news.com/2024/05/01/coalition-news-publishers-sue-microsoft-openai/
- https://www.linkedin.com/pulse/new-york-times-copyright-lawsuit-against-ocq1e
- https://www.wired.com/
- https://www.theguardian.com/technology/2024/mar/09/why-is-elon-musk-suing-sam-altman-openai
- https://www.politico.eu/article/chatgpts-hallucinations-get-eu-privacy-complaint/
- https://www.arabnews.com/node/2502361/world
- https://www.linkedin.com/news/story/nyt-sues-msft-openai-over-ai-5847300/
- https://www.aljazeera.com/news/2023/11/20/openai-staff-threaten-to-quit-after-firing-of-ceo-sam-altman