AI-Chatbots kandidieren jetzt für politische Ämter

In einer überraschenden Entwicklung treten zum ersten Mal in der Geschichte zwei AI-Chatbots bei Wahlen an. Während VIC in Cheyenne, Wyoming, für das Amt des Bürgermeisters kandidiert, tritt AI Steve als Kandidat für das britische Parlament an. Diese Entwicklungen werfen Fragen zur Legalität und Praktikabilität auf, und ob diese Technologie das politische System revolutionieren kann oder lediglich ein kurzlebiger Trend bleibt.

Die Kandidatur von VIC in Wyoming

VIC, ein Akronym für "Virtual Integrated Citizen", wurde von Victor Miller, einem Bibliothekar aus Cheyenne, ins Leben gerufen. Miller, ein begeisterter Verfechter der Transparenz und des Zugangs zu öffentlichen Dokumenten, hatte die Idee, eine künstliche Intelligenz zu schaffen, die die Gesetze und Vorschriften besser kennt und umsetzt als menschliche Politiker.

Da laut den Wahlgesetzen von Wyoming nur Menschen für politische Ämter kandidieren dürfen, ist es tatsächlich Victor Miller, dessen Name auf dem Stimmzettel steht. Miller nennt sich selbst den "Fleisch-Avatar" des Chatbots und verspricht, dass alle Entscheidungen von VIC getroffen werden. Diese Entscheidungen basieren auf der Analyse umfangreicher Dokumente und öffentlicher Aufzeichnungen, die Miller in das System eingespeist hat.

AI Steve und seine Kandidatur im Vereinigten Königreich

Im Gegensatz zu VIC ist AI Steve tatsächlich der Kandidat auf dem Wahlzettel im Vereinigten Königreich. AI Steve wurde von Steve Endicott, einem britischen Geschäftsmann, und Jeremy Smith, dem Entwickler des Chatbots, ins Leben gerufen. Wähler können direkt mit AI Steve über eine Online-Sprachschnittstelle interagieren und ihm ihre Anliegen mitteilen.

AI Steve kann bis zu 10.000 Gespräche gleichzeitig führen und sammelt diese Informationen, um politische Positionen zu formulieren. Endicott fungiert als "Fleisch-Avatar" und wird im Parlament anwesend sein, um die Entscheidungen von AI Steve umzusetzen. Diese Entscheidungen basieren auf den gesammelten Rückmeldungen der Wähler, die durch einen Validierungsprozess überprüft werden, um Manipulationen zu verhindern.

Reaktionen und Bedenken

Die Kandidatur von AI-Chatbots hat sowohl Aufregung als auch Skepsis hervorgerufen. Victor Miller und Steve Endicott betonen, dass ihre Chatbots darauf abzielen, die besten Ideen aus verschiedenen politischen Lagern zu integrieren und im besten Interesse der Bürger zu handeln. Dennoch gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Legalität und der Fähigkeit dieser Systeme, die komplexen Anforderungen des politischen Alltags zu bewältigen.

Die Wahlkommission von Wyoming hat bereits Bedenken geäußert und argumentiert, dass VIC sowohl gegen den Buchstaben als auch gegen den Geist der Wahlgesetze des Staates verstößt. OpenAI, das Unternehmen hinter ChatGPT, hat Maßnahmen ergriffen, um die Nutzung seiner Technologie für Wahlkampagnen zu unterbinden, was Miller dazu veranlasst hat, die Möglichkeit zu erwägen, VIC auf das offene Modell Llama von Meta zu verlagern.

Technologische Herausforderungen und ethische Fragen

Ein Hauptanliegen ist die Zuverlässigkeit der AI-Chatbots. Generative AI-Modelle wie ChatGPT neigen dazu, sogenannte "Halluzinationen" zu erzeugen, bei denen sie falsche Informationen als Tatsachen präsentieren. Diese Eigenschaft könnte in einem politischen Kontext besonders problematisch sein, da sie die Verbreitung von Fehlinformationen fördern könnte.

Ein weiteres Problem ist die Frage der Verantwortung und Rechenschaftspflicht. Selbst wenn die Chatbots auf der Grundlage von gesammelten Daten Entscheidungen treffen, bleibt die Frage, wer letztendlich für diese Entscheidungen verantwortlich ist. In beiden Fällen haben die Entwickler der Chatbots betont, dass sie sich an die Empfehlungen der AI halten werden, auch wenn diese ihren eigenen Überzeugungen widersprechen.

Die Zukunft der AI in der Politik

Obwohl die Kandidaturen von VIC und AI Steve derzeit eher als Experiment betrachtet werden, könnten sie einen Vorgeschmack auf die zukünftige Rolle von AI in der Politik geben. Theoretisch könnten AI-gestützte politische Kandidaten ihre umfangreichen Rechenkapazitäten nutzen, um große Mengen an Regierungsdokumenten und politischen Berichten schnell zu verarbeiten und zusammenzufassen. Dies könnte zu rationaleren und datenbasierten politischen Entscheidungen führen.

Doch bis diese Vision Wirklichkeit wird, müssen viele rechtliche und ethische Fragen geklärt werden. Derzeit bleibt abzuwarten, ob die Wähler bereit sind, einer solchen Technologie zu vertrauen und sie in das politische System zu integrieren.

Schlussfolgerung

Die Kandidatur von AI-Chatbots für politische Ämter ist ein faszinierendes Experiment, das sowohl Chancen als auch Herausforderungen mit sich bringt. Während die Technologie das Potenzial hat, Transparenz und Effizienz in die Politik zu bringen, gibt es erhebliche Bedenken hinsichtlich der Zuverlässigkeit und Verantwortlichkeit dieser Systeme. Die kommenden Wahlen werden zeigen, ob AI-Chatbots eine ernsthafte Alternative zu menschlichen Politikern darstellen oder ob sie lediglich ein kurzlebiges Phänomen sind.

Unabhängig vom Ausgang dieser Experimente wird die Diskussion über die Rolle von AI in der Politik sicherlich weitergehen und die Art und Weise, wie wir über politische Repräsentation und Entscheidungsfindung nachdenken, grundlegend verändern.

Bibliographie

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- https://theconversation.com/ai-chatbots-are-coming-to-your-workplace-but-are-not-necessarily-coming-for-your-job-216433
- https://zapier.com/blog/best-ai-chatbot/
- https://correctiv.org/en/fact-checking-en/2024/05/23/dont-bother-asking-ai-about-the-eu-elections-how-chatbots-fail-when-it-comes-to-politics/