In einer Welt, in der Technologie und künstliche Intelligenz (KI) zunehmend in unseren Alltag integriert werden, steigt auch das Potenzial für deren Missbrauch. Ein besonders alarmierender Vorfall ereignete sich kürzlich in Hongkong, wo Kriminelle mithilfe einer gefälschten Videokonferenz mehr als 23 Millionen Euro erbeuteten. Dieser Fall zeigt auf erschreckende Weise, wie die sogenannte "Chef-Masche", bei der sich Betrüger als hochrangige Unternehmensvertreter ausgeben, eine neue Dimension erreicht hat.
Die Täter nutzten offenbar eine Videokonferenz, um den Finanzvorstand eines internationalen Unternehmens sowie mehrere Kollegen zu imitieren. Die Polizei geht davon aus, dass die Kriminellen für den Betrug auf vorher aufgezeichnete Videos zurückgegriffen haben, die durch KI-generierte Bewegtbilder und Stimmen ergänzt wurden. Als Basis für diese Manipulationen könnten öffentlich zugängliche YouTube-Videos oder interne Unternehmensaufnahmen gedient haben.
Der Ablauf des Betrugs war mehrstufig und ausgeklügelt: Zuerst erhielt ein Angestellter des betroffenen Unternehmens eine E-Mail, in der eine Überweisung in Millionenhöhe angekündigt wurde. Trotz anfänglicher Zweifel wurden diese entkräftet, als die Person zu einer Videokonferenz eingeladen wurde. In dieser Konferenz schienen der Finanzvorstand, der sich in London befinden sollte, und mehrere Kollegen anwesend zu sein und über die ungewöhnlichen Zahlungen zu diskutieren. Dass die Zielperson nicht direkt mit den anderen Teilnehmern der Konferenz interagieren konnte, stärkt den Verdacht, dass es sich um eine vorab aufgezeichnete und manipulierte Videoaufnahme handelte.
Nach der Videokonferenz erfolgten weitere Bestätigungen des Transfers über Instant Messenger, was die Glaubwürdigkeit des Vorgangs erhöhte. Die Masche scheint bei mehreren Angestellten des Unternehmens angewandt worden zu sein. Der Betrug flog erst auf, nachdem das Geld bereits auf fünf Konten in Hongkong überwiesen worden war.
Die Polizei in Hongkong hat bisher noch keine Verdächtigen ermitteln können und empfiehlt Unternehmen, sich auf ähnliche Angriffe vorzubereiten. Unter anderem sollten Angestellte durch gezielte Nachfragen überprüfen, ob sie tatsächlich mit ihren Vorgesetzten sprechen. Es ist ein deutliches Zeichen dafür, dass die Betrugsprävention in Zeiten digitaler Kommunikationsmittel eine neue Herausforderung darstellt.
Der Fall in Hongkong ist kein Einzelfall. Weltweit haben Ermittler mit Betrugsmaschen zu tun, die KI-Technik nutzen. So wurde berichtet, dass Kriminelle gestohlene Ausweise für Kreditanträge nutzten, indem sie die bestohlenen Personen imitierten und so automatisierte Gesichtserkennungssysteme überlisteten.
Der Vorfall in Hongkong ist ein Weckruf für Unternehmen und Institutionen. Es verdeutlicht die Notwendigkeit, Sicherheitsprotokolle kontinuierlich zu aktualisieren und das Bewusstsein für die Risiken von KI-gestützten Betrügereien zu schärfen. Nur durch eine Kombination aus technologischen Sicherheitsmaßnahmen und geschultem Personal können solche Angriffe in Zukunft wirksam verhindert werden.
Quellen:
- Spiegel Online: "Deepfake-Verdacht: Kriminelle erbeuten Millionenbetrag mit gefälschter Videokonferenz"
- Golem.de: "KI-Deepfake eines Finanzchefs ermöglicht Millionenbetrug"
- South China Morning Post: Bericht über den Betrugsfall in Hongkong
- CNN: Berichte über weitere Betrugsmaschen mit KI-Technik